Wie lange kann die Rally gutgehen?: 69 Prozent Plus seit Jahresbeginn: Welche Marke Bitcoin nun knacken muss
Trotz Bankenbeben und Zinserhöhungen hat Bitcoin in diesem Jahr massiv zugelegt. Dabei sollte das Umfeld eigentlich Gift für Kryptowährungen und auch Aktien sein. Was treibt Bitcoin an? Und welche Marke muss fallen, damit die Rally weitergeht?
„Was Krypto gerade gemacht hat, gab es noch nie“, schrieb US-Investmentprofi Michael Batnick unlängst in einem Blogbeitrag. „Krypto verhielt sich wie ein sicherer Hafen“. Denn entgegen dem, was von Fans oft propagiert wird, fiel Bitcoin als größte Kryptowährung zuvor immer, wenn auch die Börsen fielen.
Batnick zählte einige Beispiele auf: „Zwischen Januar 2018 und April 2018 verlor der S&P 500 zehn Prozent, Bitcoin fiel im gleichen Zeitraum um 35 Prozent. Zwischen Februar und März 2020 fiel der um 34 Prozent, Bitcoin büßte im gleichen Zeitraum 54 Prozent ein.“
Zwar seien die jüngsten Abrutscher an den Börsen nicht vergleichbar mit derart langen Verluststrecken, räumte Batnick ein. Doch insbesondere zu den Risiken im wichtigen Bankensektor wäre Bitcoin ein guter Schutz gewesen. Im März fiel der Banken-ETF XLF in den USA in einer Woche 20 Prozent, während Bitcoin 40 Prozent nach oben schoss.
Das System Krypto sei nach den Ereignissen der vergangenen Wochen deutlich attraktiver geworden. „Die Silicon Valley Bank war eine der Top 20 Banken in den USA. Und dann schrien einige Leute Feuer und alle Kunden rannten aus der Tür. Oder, genug Leute damit die Bank in Konkursverwaltung musste. Dann passierte dasselbe bei der Signature Bank. Und Silvergate. Und der Credit Suisse. Und wer weiß wie viele anderen Banken auch in der Klemme stecken könnten?“
Bei Bitcoin könne das nicht passieren, auch wenn die Kryptowährung volatil sei. Für Länder, deren Bankensystem anfällig sei oder die Regierung nach Belieben Wertanlagen in Beschlag nehmen kann, sei Krypto nun nicht mehr einfach nur ein spekulatives Asset, sondern Geld, schrieb Batnick.
„Eine Entkopplung zwischen der traditionellen Finanzindustrie und der Kryptobranche“
Auch innerhalb der Krypto-Welt sieht man eine derartige Verschiebung. So schreibt Jonas Jünger, Deutschland-Geschäftsführer der weltgrößten Kryptobörse Binance, auf Anfrage von FOCUS online: „Erwähnenswert ist die Entkoppelung zwischen der traditionellen Finanzindustrie und der Kryptobranche. Während sich der Bankensektor mit einer neuen Krise konfrontiert sieht, erlebt der Kryptomarkt und insbesondere der Bitcoin einen Kapitalzufluss.“
Damit erfahre die Kryptowelt einen Anstieg der Kapitalisierung bei einigen der digitalen Münzen, anstatt dem gleichen Abwärtstrend zu folgen. „Nutzer und Investoren könnten folglich in Kryptowährungen ein anderes Wertversprechen sehen als in der traditionellen Finanzwelt“, erklärte Jünger.
Die Daten geben ihm Recht. Nicht nur gewann Bitcoin als wichtigste Kryptowährung seit Jahresbeginn rund 69 Prozent hinzu. Auch die gesamte Marktkapitalisierung aller Kryptowährungen wuchs seit Anfang Januar um gut 400 Milliarden US-Dollar, ohne dass sich Bitcoins Anteil an der Marktkapitalisierung nennenswert vergrößert hätte.
Was heißt das für Anleger? In einer Einschätzung für FOCUS online erinnert IG-Investmentexperte Salah-Eddine Bouhmidi daran, dass sich Bitcoin seit seinem Allzeithoch bei 69.045 Dollar Ende 2021 noch immer in einem intakten Abwärtstrend befinde und rund 58 Prozent an Wert verloren habe.
„Seit Anfang des Jahres erleben wir jedoch eine fulminante Aufholrallye bei Bitcoin“, so Bouhmidi weiter. „Skeptikern, die argumentieren, dass dies nicht in das aktuelle Umfeld passt, sei gesagt, dass auch die beeindruckende Rally der Technologiebörse Nasdaq 100 nicht in ein Umfeld rasant steigender Zinsen passt.“ Bei steigenden Zinsen werden Anleihen, die als sicherer als Aktien angesehen werden, wieder attraktiver für Anleger. Außerdem verteuern steigende Zinsen Unternehmensfinanzierungen. Beides wirkt sich, so die übliche Annahme unter Investoren, negativ auf Aktien aus.
Bitcoin und Nasdaq 100 hätten seit November 2011 eine starke positive Korrelation ausgebildet, erklärt Bouhmidi. „Sie hat sich zwar nach den Turbulenzen am Kryptomarkt durch den Kollaps der Börse FTX leicht abgeschwächt, liegt aber aktuell bei 70 Prozent. Ende letzten Jahres waren es noch 90 Prozent.“ Der Bitcoin-Kurs könnte also auch von der Rally der Tech-Werte in diesem Jahr profitiert haben. Seit Jahresbeginn legte der Nasdaq 100 um fast 20 Prozent zu.
Welche Marke Bitcoin nun für weitere Gewinne überwinden muss
Anlegern sollte bewusst sein, dass „Turbulenzen am Kryptomarkt nichts Neues sind“. Die Entwicklung werde weiterhin volatil bleiben. Ein Faktor dabei könnte beispielsweise der jüngste Ärger um Binance sein. So geriet die Börse jüngst ins Visier der US-Handelsaufsicht CFTC, weil Binance aktiv Regulierungen des Landes dort umgangen haben soll. Zudem sieht sich die Börse im US-Bundesstaat Florida mit einer milliardenschweren Sammelklage konfrontiert.
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Wenngleich auch der Kollaps des Rivalen FTX letztlich nur für wenige Monate drückte, belasten Ermittlungen von Aufsichtsbehörden den Kryptomarkt immer wieder. Charttechnisch betrachtet, sagt Bouhmidi, sollten Anleger nun die Marke von 28.000 Dollar im Blick behalten. „Der Kurs muss die wichtige Marke von 28.000 Dollar nachhaltig überwinden. Dieser Teilerfolg könnte weiteres Momentum generieren und das nächste Kursziel von rund 34.000 USD aktivieren. Scheitert der Bitcoin jedoch an der genannten Marke von USD 28.000, wäre dies ein Zeichen dafür, dass es für eine neue Rally zu früh ist.“
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Author: Dana Hunt
Last Updated: 1702696921
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