Das Grundprinzip von Challengers ist so stupide, dass es die Beschreibung "Spiel" eigentlich gar nicht verdient hat. In einem Duell decke ich von meinem Stapel Karten auf, bis es einen Gewinner oder eine Gewinnerin gibt. Während der Partie kann ich den Stapel nicht beeinflussen. Ich kann keine Karte bestimmen, die ich als nächstes spielen möchte. Alles läuft wie bei einem automatisierten Prozess. Und obwohl es auf den ersten Blick nicht so wirkt, verbirgt sich hinter dem Titel doch eines der spannendsten Brettspiele des Jahres!
Anleitung: Challengers kurz erklärt
Challengers ist ein Turnierspiel und kann von 1 bis 8 Personen gleichzeitig, über 7 Runden und ein Finale gespielt werden. In der Mitte des Tisches liegen bis zu vier Arenen aus. In jeder Runde treten in jeder Arena zwei Personen gegeneinander mit einem Stapel aus Karten gegeneinander an.
In der Mitte der Arena liegt eine Fahne, die im Laufe der Runde zwischen den Spielenden hin und her wandern wird. Mein Ziel ist es, am Ende der Runde die Fahne auf meiner Seite zu haben, denn als Belohnung gibt es einen Pokal zu gewinnen.
Zu Beginn des Spiels hat jede Person den gleichen Kartenstapel. Doch das ändert sich noch vor dem ersten Match. Denn sowohl vor als auch zwischen den Duellen können wir Karten aus dem ersten von drei großen Nachziehstapeln wählen. Zu Beginn kann ich zwei Karten aus Stapel A auswählen.
Auf den Karten befinden sich irrwitzige Figuren mit einer Stärke, angegeben mit einer Zahl, einem Set-Symbol und oft einem Effekt. Die Effekte schaffen Synergien zwischen den Karten, können dafür sorgen, dass sich die Stärke von Karten verändert oder ich mehr Platz auf meiner Bank schaffe. Doch zur Bank später mehr.
Habe ich mein Deck individualisiert, kann mein erstes Duell beginnen. Ich begebe mich in die Arena, mische mein Kartendeck und spiele als Startspieler die oberste Karte aus. Mein Gegenüber muss nun so lange Karten aufdecken, bis er die Stärke meiner ausgespielten Karte überboten hat. Dann verliere ich den Fahnenbesitz, meine Karten wandern auf die Bank und ich wechsle aus der Verteidigung in den Angriff. Auch wenn mein Gegenüber mehrere Karten ausspielen musste, verteidigt nur die Stärke der letzten Karte den Fahnenbesitz.
Die Plätze auf meiner Bank sind auf sechs limitiert. Muss ich eine Karte ablegen und habe keinen Platz auf der Bank, verliere ich die Runde. Doch zum Glück gesellen sich Karten gleichen Namens gerne zueinander.
So spielen wir unser Deck runter, und der Fahnenbesitz wechselt hin und her. Sobald das Deck meiner Gegenpartei leer oder die Bank voll ist, gewinne ich die Partie.
Nach jeder Match-Phase folgt eine Deck-Phase, in der ich erneut mein Deck mit Karten aufbessern kann. Nach jeder Runde stehen mir stärkere Karten zur Verfügung. Schon bald sind aus unseren anfangs gleichen Decks vollkommen unterschiedliche Stapel mit ganz eigenen Strategien geworden.
Nach der siebten Runde wird es zwei Personen mit den meisten Pokalen geben. Diese beiden duellieren sich nun ein letztes Mal im großen Finale, bis der Sieger oder die Siegerin feststeht.
Challengers: Wie ist das Spielgefühl?
Mir fallen keine anderen Brettspiele ein, die es schaffen, ein Turniergefühl dieser Art auf den Tisch zu bringen. Und das trotz der verhältnismäßig kurzen Spielzeit von 45 Minuten.
Das Gefühl stellt sich gleich zu Beginn ein, wenn jede Person einen Turnierplan in die Hand bekommt. Der Plan zeigt an, in welcher Runde ich in welcher Arena spielen werde. Jede Runde sitze ich, abhängig von der Spielendenzahl, einer anderen Person gegenüber und fiebere mit, ob mein Deck gut genug sein wird.
Doch das eigentliche Spiel findet zwischen den Duellen statt, wenn alle Spielenden ihre Decks mit neuen Karten verbessern. In dieser Phase gibt es viel zu überlegen, zu planen und auch ein wenig zu zocken. In jeder Deckphase habe ich fünf potenzielle Karten zur Auswahl. In mein Deck darf ich aber nur eine oder maximal zwei Karten einsetzen. Missfällt mir die Auswahl, darf ich mir einmalig fünf neue Karten nehmen. Doch werden diese besser sein? Oder werde ich mir die weggeworfenen Karten zurückwünschen?
Bei der richtigen Auswahl gilt es einiges zu beachten. Habe ich zu viele unterschiedliche Charaktere in meinem Deck, könnte meine Bank zu schnell voll werden. Doch ich kann mit manchen Effekten meine Bank aufräumen oder möglichst viele Charaktere gleicher Art verwenden.
Karten mit hoher Stärke können kurzfristig zwar zum Erfolg führen, Synergien zwischen mehreren Karten im Set aber oft zu stärkeren Kombinationen. Wird nach einigen Runden mein Deck zu voll, kann ich beliebig viele Karten entfernen. Doch wird mein Deck zu schmal, kann mich das ebenfalls den Sieg kosten.
Machtlosigkeit in der Matchphase ist der pure Nervenkitzel. Je später die Runden und individueller die Decks, desto spannender.
Challengers: So hat uns das Spiel gefallen
Challengers ist ein zugängliches Spiel mit einfachen Regeln und großen Emotionen. Es funktioniert in großen Runden sehr gut, macht aber auch in kleinen Runden Spaß. Bei ungerader Spielendenzahl gibt es einen Bot als Gegner. Ein Deck, das automatisch in jeder Runde stärker wird.
Die Ausstattung des Spiels ist sehr gut. Für Upgrade-Kartenstapeln gibt es einen eigenen Halter, die vier Arenen sind Neoprenmatten, und das Inlay sorgt dafür, dass alles in der Box
Welche Strategie ich in einer Runde Challengers fahren kann, ist stark abhängig von den Karten, die mir zur Auswahl stehen. Der große Reiz besteht darin, das Optimale aus meinen Möglichkeiten herauszuholen.
Doch richtig emotional wird Challengers in der Matchphase. Dann, wenn ich Auge in Auge meinem Kontrahenten und seinem Deck gegenübersitze. Wenn ich nichts mehr verändern kann und wir einfach nur noch die Karten unserer Decks aufdecken, immer in der Hoffnung, die richtige Karte zur richtigen Zeit zu spielen. Wird mein Deck funktionieren und mein Plan aufgehen? Werden die Karten reichen? Wird die Bank zu schnell zu voll? Diese seinen Platz hat. Hätte es das alles gebraucht? Vermutlich nicht. Wäre Challengers auch ohne diese Ausstattung ein sehr gutes Spiel und hätte nachhaltiger und preiswerter produziert werden können? Vermutlich ja.
Challengers ist ein spannendes, emotionales und cleveres Spiel, das bestimmt auch seinen Weg auf die „Kennerspiel des Jahres 2023“-Listen finden wird."
Dieser Artikel gehört zu unserer Serie Brettspiel-Test.
Author: James Grant
Last Updated: 1702520402
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