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Fehler und Vorurteile: Die ARD sollte vor einem Anti-Bitcoin-Beitrag aufpassen


Wer sich mit dem Thema Blockchain und Kryptowährungen auseinandersetzt, ist einiges an falscher oder tendenziöser Berichterstattung gewohnt. Trotz zunehmender Etablierung halten sich alte Vorurteile hartnäckig. Wie sehr das auch heute noch der Fall ist, zeigt der am 6. Juni erschienene ARD-Artikel “Was bleibt vom Krypto-Zauber”. Um auf falsche oder irreführende Aussagen hinzuweisen, wird im Nachfolgenden auf einzelne Textpassagen eingegangen.

Sparkassen bieten Bitcoin an?

Anscheinend verfügt der Autor über Insiderinformationen, wenn es um die Krypto-Pläne der Sparkassen geht:

Trotzdem wollen Sparkassen und auch Volksbanken Konten einrichten, auf denen Kryptowährungen von Privatkunden verwahrt werden können

ARD-Beitrag “Was bleibt vom Krypto-Zauber”

Es ist lediglich von den Volksbanken beziehungsweise der DZ Bank bekannt, dass es Pläne gibt, zukünftig Privatpersonen Kryptowährungen anzubieten, wie BTC-ECHO bereits berichtete. Die Vermutung: Der Autor meint wahrscheinlich digitale Wertpapiere, wie Kryptowertpapiere nach dem elektronischen Wertpapiergesetz (eWpG). Hier gibt es sehr wohl offizielle Bestrebungen der Sparkassen, Anleihen und Co. digital in ihrer Token-Infrastruktur zu begeben und auch Privatkunden anzubieten. Mit Bitcoin und Kryptowährungen hat das allerdings recht wenig zu tun.

Krypto-Anleger: Zwischen Magier und Mafiosi

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Wie sieht der typische Krypto-Anleger aus? Der Autor des Artikels, Ingo Nathusius, scheint ein klares Bild vor Augen zu haben:

Voll und ganz angetan von Kryptowährungen geben sich vor allem Leute, die Geld kryptisch investiert und daher Interesse am System haben. Auch berichten einige frühe “Zocker” und Händler von sagenhaften Gewinnen.

ARD-Beitrag “Was bleibt vom Krypto-Zauber”

Allein diese Formulierung suggeriert, dass es sich nicht um sonderlich seriöse Personen handeln kann, die sich mit Kryptowährungen beschäftigen. Dass die Kursentwicklung von Bitcoin und andere Kryptowährungen teils exorbitant war, kann man derweil ganz einfach an Kurscharts nachvollziehen. Dazu braucht man sich nicht etwas “berichten” lassen. Der Autor scheint hier vermeiden zu wollen, dass sich die Leser unvoreingenommen dem Thema widmen.

OneCoin oder Bitcoin: am Ende alles das Gleiche

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Im nächsten Abschnitt wird auf das Schneeballsystem OneCoin hingewiesen. Anscheinend soll so der Eindruck entstehen, dass OneCoin eine ganz normale Kryptowährung wäre. Ein eben typisches Beispiel für den Kryptosektor.

Vor dem Landgericht Münster läuft ein Prozess gegen mutmaßliche Betrüger, die die Bitcoin-Begeisterung ausgenutzt haben sollen. Allein 60.000 Menschen in Deutschland gaben ihr Geld an “OneCoin” im Glauben an virtuelle Investments.

ARD-Beitrag “Was bleibt vom Krypto-Zauber”

Dieser Vergleich ist ungefähr so sinnvoll, wie vor Aktien zu warnen, weil Anleger durch Wirecard oder Enron viel Geld verloren haben. Auch sollten demnach Anleger kein Gold erwerben, schließlich gab es in der Vergangenheit schon Schneeballsysteme, die sich dem Basiswert Gold bedient haben. Wie man es dreht und wendet: Diese Vermischung zielt nur darauf ab, den gesamten Sektor als ein großes Schneeballsystem darzustellen.  

Must-have: Klimaschädlichkeit von Kryptowährungen

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Natürlich darf auch das Klimakiller-Argument nicht fehlen:

Wegen des Energieverbrauchs und der großen Abwärme der Computeranlagen gelten Kryptowährungen als klimaschädlich.

ARD-Beitrag “Was bleibt vom Krypto-Zauber”

Hier mag man sich fragen, ob der Autor nur von Bitcoin spricht oder auch von Proof-of-Stake-Kryptowährungen. Bei Letzteren, die die Mehrheit aller Kryptowährungen ausmachen, gibt es überhaupt keinen hohen Stromverbrauch. Selbst beim Proof-of-Work-Mechanismus existieren sehr gute Argumente, warum Bitcoin durchaus als “grünes Geld” bezeichnet werden kann.

Ausbeutung der Ärmsten

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Laut dem Autor sind Kryptowährungen nicht nur klimaschädlich, sondern ruinieren auch arme Menschen in Entwicklungsländern:

Doch dort [Nigeria] hielten viele Menschen Bitcoins für eine Maschine zur mühelosen Geldvermehrung: Sie liehen echtes Geld, kauften Bitcoins und setzten auf höhere Preise für ihre Bitcoins. Reihenweise wurden arglose Menschen ruiniert.

ARD-Beitrag “Was bleibt vom Krypto-Zauber”

Auch diese Aussage entzieht sich jeglicher sachlichen Darstellung. Es ist selbstredend, dass der Kurs von Bitcoin gegenüber Fiatwährungen schwankt, schließlich handelt es sich nicht um einen US-Dollar- oder Euro-Stablecoin von Tether oder Circle. Nun Bitcoin dafür verantwortlich zu machen, dass Menschen verantwortungslos spekuliert haben, ist genauso vermessen, wie das Beispiel mit OneCoin. In der Logik des Autors sollte man Menschen vor jeglicher Anlage warnen, die im Kurs schwanken kann, also auch Aktien, Anleihen, Fonds, Edelmetalle oder Fremdwährungen.

Kryptowährungen und die Rechenprobleme

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Weiter geht es mit den Geldfunktionen, die Bitcoin anscheinend nicht erfüllt, so heißt es:

Auch andere Funktionen von Geld erfüllen Kryptowährungen nicht: Weder sind sie verlässlicher Wertspeicher, noch kann man gut mit ihnen rechnen, so der Wirtschaftsjournalist Alexander Hagelüken, der ein Buch zum Thema geschrieben hat.

ARD-Beitrag “Was bleibt vom Krypto-Zauber”

Man fragt sich, welche Maßstäbe der Autor hier ansetzt. Ist Gold ein verlässlicher Wertspeicher, weil die Volatilität geringer ist als bei Bitcoin? Und wenn ja, wäre es interessant, wo der Autor hier die Grenze zieht. Auch gewagt an der Aussage ist, dass man nicht gut mit Kryptowährungen rechnen kann. Warum soll man beispielsweise mit dem japanischen Yen besser rechnen können als mit Bitcoin? Wie man zu diesem Schluss kommt, ist nur schwer logisch zu erklären.

Ja, Bitcoin können gestohlen werden

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Auch ist sich der Autor sicher, dass Bitcoin nicht vor Hackern sicher sind:

Dass Bitcoin & Co. nicht vor Hackern und Betrügern gesichert sind, belegen mehrere erfolgreiche Taten Krimineller.

ARD-Beitrag “Was bleibt vom Krypto-Zauber”

Die Aussage ist derart schwammig formuliert, dass man gar nicht weiß, was damit genau gemeint ist. Natürlich können Bitcoin, die nicht sicher verwahrt sind, auch entwendet werden. Wenn man seine Geldbörse verliert oder diese geklaut wird, dann ist das Bargeld auch weg. Worauf will man hier hinaus?

Getoppt wird diese Aussage nur von der nachstehenden Behauptung:

Einen Vorteil hat das künstliche Geld: Es ist nicht kontrollierbar. Weder Banken noch Zentralbanken noch offizielle Verrechnungsstellen bekommen die Geschäfte mit. Daher werden Kryptowährungen von Kriminellen, Terroristen und korrupten Regimen verwendet, wie das Beratungsunternehmen Chainalysis fortlaufend dokumentiert.

ARD-Beitrag “Was bleibt vom Krypto-Zauber”

Erst einmal lassen sich Transaktionen auf der Blockchain herausragend nachverfolgen, weshalb Verfolgungsbehörden auf der ganzen Welt erfolgreich gegen kriminelle Vereinigungen vorgehen konnten. Da sich inzwischen herumgesprochen hat, dass Bitcoin alles andere als anonym ist, ist dessen Nutzung für kriminelle Zwecke verschwindend gering. Insbesondere dann, wenn man unser Bargeld dem gegenüberstellt. Wir bei BTC-ECHO haben jedenfalls wirklich und mehrfach mit Chainalysis zu diesem Thema gesprochen. Interessanterweise wurden dabei ganz andere Schlussfolgerungen zutage gefördert.

Die Scheinstabilität von Kryptowährungen

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Abgerundet wird der Artikel durch ein Zitat durch einen vermeintlichen Experten vom Schweizer Bankhaus Sarasin, der zu bedenken gibt:

Im Vergleich zu allen anderen Anlagemöglichkeiten würden sich Kryptowährungen “immer noch bemerkenswert gut halten”. Das deutet darauf hin, dass Bitcoin & Co überbewertet sein könnten, ihr derzeitiger Wert also bedroht ist.

ARD-Beitrag “Was bleibt vom Krypto-Zauber”

Welch einleuchtende Logik, zu argumentieren, dass sich Kryptowährungen trotz extremen Gegenwinds und großer Marktverwerfen nur so stabil halten können, weil sie überbewertet sind. Man kann nur hoffen, dass der Experte kein Portfoliomanager ist.

Fazit

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Es ist vollkommen in Ordnung, Kryptowährungen doof zu finden. Selbstverständlich gibt es auch viele Kritikpunkte am Sektor. Beispielsweise könnte man argumentieren, dass viele Projekte nicht so dezentralisiert sind, wie sie suggerieren. Das wäre ein valides Argument. Doch davon ist der Artikel weit entfernt.

Vielmehr erhält man den Eindruck, dass der Autor gezielt Krypto-Gegner als Zitatgeber herausgepickt hat, um seine Vorurteile zu bestätigen. Von insgesamt sechs Zitatgebern im Artikel kommt nur ein Krypto-Fürsprecher vor. Dabei handelt es sich um Prof. Dr. Philipp Sandner, von dem nur ein Ministatement eingefügt wird, um direkt im Anschluss seine Aussage von den EZB-Vertretern Jürgen Schaaf und Ulrich Bindseil zu diskreditieren.

Mit “Hintergrund”, wie dieser Artikel klassifiziert ist, hat das nichts zu tun, bestenfalls mit “Meinung”. Es ist wirklich schade, dass es hier anscheinend keine kritische Prüfung seitens der ARD stattgefunden hat.

Daher grundsätzlich folgendes Angebot an jede Redaktion: Bei Fragen zum Thema “Krypto” helfen wir als Fachmagazin gerne weiter. Sie können uns jederzeit gerne kontaktieren: [email protected]

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Author: Matthew Young

Last Updated: 1704566522

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Name: Matthew Young

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